Leserbrief an die Sueddeutsche Zeitung Sept_2019

23.09.2019 Stellungnahme zum Innovationsprogramm für die Wissenschaft

 

1.000 Professuren, Spitzenforschung mit neuen Themen und 10.000 neue Studienplätze - phantastische Versprechungen! Als Wissenschaftsmanager*innen aus dem Münchner Raum (WiMaMUC) freuen wir uns über derartige Initiativen für ein moderneres Bayern sehr. Als Expert*innen für das Management in der Wissenschaft denken wir bei all den Schlagworten auch gleich an die zahlreichen wissenschaftsnahen Aktivitäten und Infrastrukturen, die essentiell dafür sind, derartige Innovationen zum Erfolg zu führen.

 

Versprochen werden Exzellenzprofessuren mit höherem Einkommen bei vermindertem Lehrdeputat sowie mehr Studienplätze, Technologie-Transferprogramm und Firmenausgründungen, Internationalisierung und englischsprachige Studiengänge, auch eine Abwerbung von Wissenschaftler*innen aus Großbritannien als "Brexit-Dividende". Das klingt alles nach längerfristig angelegten Aufgaben für die Hochschulen, die bei den Referent*innen in den Bereichen Technologietransfer, Studienbetreuung, Graduiertenprogramme, und Drittmittel, aber auch an den Lehrstühlen anzusiedeln sind. Mit einem 5-jährigen Anschubprogramm im Umfang von einer Milliarde wird es da nicht getan sein, denn Exzellenz findet nicht nur an der Spitze statt, sondern ist ein Produkt der Bemühungen ganzer Organisationen. Letztlich geht es um Daueraufgaben für uns Wissenschaftsmanager*innen. Ohne das Wissenschaftsmanagement als Sprungfeder zu stärken, kann das gelobte Milliardenprogramm nicht seine volle Wirkung entfalten.

 

Wünschenswert und notwendig ist eine nachhaltige Entwicklung hin zu mehr Innovation und damit die Schaffung und der Ausbau dauerhafter Servicestrukturen im Wissenschaftsmanagement. Diese bringen forschungsbegleitend die facettenreiche Expertise in all den genannten Bereichen ein und halten so den Wissenschaftler*innen den Rücken frei. In der zunehmend komplexen und wettbewerbsorientierten Forschungslandschaft wird eine Hochschule umso attraktiver für die umkämpften Koryphäen der Wissenschaft, je besser ihr Netzwerk und der interne Service durch die Expert*innen im Wissenschaftsmanagement entwickelt sind. Eine nachhaltige Professionalisierung der Hochschulen kann somit als hervorragendes Argument bei der Anwerbung neuer Professor*innen dienen.

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Stellungnahme WiMaMUC zu Innovationsprogramm Söder im September 2019